Ende der 70er-Jahre wohnten noch viele französische Soldaten in meiner Heimatstadt.
Sie waren dort in Kasernen stationiert. Sie waren überall in der Stadt unterwegs, im Schlosspark, in der Fußgängerzone.
Wir, die erlebnisdezifitären, kulturell orientierten Jugendlichen, kamen leicht mit ihnen ins Gespräch.
Ich war befreundet mit Kindern von Offizieren, die in meiner Heimatstadt eine französische Schule besuchten, eine eigene Schulen nur für Die!
Mit der Zeit stellten wir fest, dass unsere neuen Soldatenfreunde ihr eigenen kulturellen Strukturen hatten und benutzten: Es gab ein Kino, Supermärkte (les économats) und eine französische Post, es gab sogar ein kleines Casino am Bahnhof.
Ich sprach französisch, welches ich in der Schule lernte und konnte dadurch all diese Angebote nutzen, bis auf den Supermarkt, da musste der französische Ausweis vorgelegt werden, aber meistens kam ein Bekannter vorbei, der mich einschleusen konnte.
Der Eintritt ins Kino kostete fünf Franc, es liefen immer die neuesten Filme. In der französischen Post, deren Benutzung eigentlich auch nur für die Soldaten und deren Angehörige und der Militärverwaltung vor Ort erlaubt war, konnte ich günstig Briefe an meine französischen Austauschfreunde senden.
Die französische Sprache war der Zugang zu diesen Vergünstigungen.
Ich wollte schon früh als Schüler unbedingt mal nach Paris, und nicht nur nach Lothringen, in das das Gymnasium, das ich besuchte in der fünften Klasse einen Schüleraustausch einfädelte, oder ins Elsass, in das man von uns aus schnell mal ne Fahrradtour mit der Rheinfähre machen konnte um Flammkuchen und Schnecken zu einfachem Rotwein zu essen, also sprach ich junge Soldaten in unserem Lieblingscafé an, die waren alle nur wenig älter als ich, und ein viertel Jahr später war ich in der Pariser Banlieue bei einer französischen Familie zu Gast. Zack, so kanns gehen, M’enfin!